
"Die Schindluder"
Straßberg gehörte 1743 zum Damenstift Buchau, vertreten durch einen Obervogt. Die wirtschaftlichen Bedingungen waren aufgrund extremer klimatischer Einflüsse, Zersplitterung der Höfe durch Erbteilungen und der frühen Übergabe an nachgeborene Söhne schlecht. Viele Bürger waren verschuldet, und die angespannten Verhältnisse schufen ein Klima der Intoleranz und des Aberglaubens, das den Glauben an das Übernatürliche nährte.
In dieser Zeit wurde Hexerei zunehmend thematisiert. Eine Frau gehobenen Alters, die oft nachts umherstreifte, galt als verdächtig. Sie war unglücklich verheiratet, hatte früh verstorbene Kinder und kämpfte aufgrund von Erbschaftsstreitigkeiten ums Überleben. Ihr Rückzug von den Menschen und die Suche nach Heilkräutern für ihre Krankheiten ließen die Dorfbewohner misstrauisch werden.
Ihr auffälliges Verhalten und das Stehlen von Essen aus der Speisekammer ihres Schwagers trugen zur Negativwahrnehmung bei. Die Bürger bezeichneten sie als Schindluder, da sie nachts durch die Straßen und Wälder zog. Gerüchte über Hexenversammlungen und den Bund mit dem Teufel machten die Runde. Man behauptete, sie fliege auf einem Besen und treffe sich mit anderen Hexen in den Hügeln rund um Straßberg.
Heute sagt man, in dunklen Nächten leuchte die Laterne des Schindluders noch immer in den Wäldern.

